DGC Meldungen

Die genaueste Zeitmessung am Arm, war in der Vergangenheit der Chronometer.
Die Verbundenheit zur Deutschen Gesellschaft für Chronometrie besteht durch den Bifora Unima Chronometer Kaliber 120

LIEBLINGSUHR


JOSEF M. STADL - Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie

Die genauesten Maschinen überhaupt

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie (DGC) hat ein durchaus differenziertes Verhältnis zur Zeitmessung. Fragt man ihn, ob er sich überhaupt einen Tag ohne Uhren vorstellen könne, sagt Josef M. Stadl: »Manchmal vergesse ich tatsächlich, morgens eine Uhr anzulegen«, erzählt er und fügt fast philosophisch hinzu: »Damit entflieht man aber nicht der Zeit oder dem Zeitdruck, denn die Zeit ist omnipräsent - sei es am Display der Kaffeemaschine oder des Laptops.« Doch Stadl wäre nicht Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie, wenn er daran nichts Gutes sehen könnte: »Wenn man also schon der Zeit nicht entfliehen kann, dann wähle ich doch gleich die schönste Form der Begegnung: meine Lieblingsuhr an meinem Handgelenk.« Welche ist das denn, Herr Stadl? »Ein Armbandchronometer der deutschen Firma Bifora, das Kaliber 120 Unima.« Und weshalb? »Ich erforsche seit etwa fünf Jahren das Thema der deutschen Armbandchronometer, und der erste deutsche Armbandchronometer, den ich erwerben konnte, war eben mein Bifora-Unima von 1956.« Durch seine Kontakte hat Josef M. Stadl einiges über die fast 60 Jahre alte Uhr in Erfahrung gebracht: »Durch den Bifora Freundeskreis in Schwäbisch Gmünd weiß ich nun auch exakt, wann mein Chronometer als einer von insgesamt rund 2300 Bifora-Armbandchronometern zur Prüfung eingereicht wurde und diese bestanden hat.« Apropos Chronometer, wie wird man denn Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie? »Alte Uhren erfreuen mich seit jeher. Dadurch wurde ich 1992 auf den historisch- wissenschaftlichen Fachkreis der DGC, 'die Freunde aller Uhren' aufmerksam. Ich war von der Offenheit dieser Experten und von der Bereitschaft, ihr Wissen mit mir als unerfahrenem Neuling zu teilen, sehr angetan und wurde Mitglied in der DGC. 1999 gründete ich den Regionalkreis München, 2003 wurde ich zum Schatzmeister gewählt und 2007 schließlich zum Präsidenten.« Nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um die angeschlagene deutsche Uhrenindustrie durch Forschung und Entwicklung zu unterstützen, widmet sich die DGC heute vor allem der Geschichte der Zeitmessung. Sie zählt heute über 1 200 Mitglieder, die in Fachkreisen - Armbanduhren, Sonnenuhren, Turmuhren und elektrische Uhren - und zehn Regionalkreisen organisiert sind. Diese finden sich in ganz Deutschland, von Hamburg bis Stuttgart und von Köln bis Dresden. Auch kann die DGC die größte Fachbibliothek für Zeitmessung und Zeitmesser in Europa ihr Eigen nennen. »Unter den Mitgliedern sind auch viele Uhrenfirmen«, erzählt Präsident Stadt. »Sie erinnern sich an ihre historischen Wurzeln und betreiben in unserer Bibliothek sozusagen Ahnenforschung.« Seine persönliche Liebe zu den Uhren kommt nicht von ungefähr Josef M. Stadl hat größten Respekt vor den Leistungen der modernen Mechanik: »Uhren sind die genauesten Maschinen, die der Mensch je gebaut hat. Während bei normalen Maschinen Toleranzen von einem oder 0,1 Prozent als genau gelten, wäre eine Uhr bei einer täglichen Gangabweichung von 14 Minuten wohl schon längst im Müll gelandet, obwohl dies der ein-prozentigen Toleranz entspricht. Von einem Chronometer erwarten wir einen mittleren täglichen Gang von unter acht Sekunden - das entspricht einer Toleranz von gerade einmal 0,00925 Prozent.«
Gwendolyn Benda