Uhrwerk im Detail
Wer in den Aufbau und die Technik eines Uhrwerks eintauchen will, ist hier richtig.
Bifora Kaliber 103/112
Das Bifora-Caliber 103/112 hat 11 1/2 Linien, 26 Rubine, kleine Sekunde und eine Schlagzahl von 18000 A/h. Eine Super-Shock-Resist
Stoßsicherung wurde verbaut und das hier zerlegte Werk hat eine Nivaflex-Aufzugsfeder. Der automatische Aufzug (SA 112) ist modular
und baugleich mit dem Caliber 104/112 (mit Zentralsekunde). Zwischen dem automatischen Aufzugmodul und dem Handaufzug, fungiert
eine Breguet-Kupplung als Abkopplung des Kronrades bei Handaufzug. Der Platinendurchmesser wurde gegenüber der ersten Automatik 103
SA von 13 auf 11 1/2 Linien zurückgenommen (10 1/2 beim Handaufzugcaliber). Der Rotor ist rubingelagert und zieht nach beiden
Seiten auf. Als mechanischer Gleichrichter arbeitet ein Wippenwechsler mit Sperrklinke auf dem zweiten Reduktionsrad.
Das Caliber 103/112 gibt es nur ohne Kalender.
Die Demontage des Calibers 103/112 gibt keine großen Rätsel auf.
Das 103/112 ist wirklich rar.
Demontage:
Als erstes wird das Werk ausgeschalt. Wir lösen die Schrauben an dem Werkhaltering und die Schraube der Aufzugswelle und ziehen die
Aufzugswelle heraus. Beim 103/112 kann die Aufzugswelle auf Aufzug, also nicht herausgezogen, verbleiben, somit bleibt die
Breguetkupplung zusammen und nach Entnahme des Werkes aus dem Gehäuse steckt man die Aufzugswelle wieder hinein. Nach entfernen
der Zeiger und Abnahme des Zifferblattes (zwei kleine Schrauben an der Seite) kann man die Funktion Handaufzug, Zeigerverstellung,
Rutschkupplung, Winkelhebelfeder etc testen.
Nun sind wir bei Bild a_ hier sehen wir den Vergleich zum Caliber 103SA (13''') links und Caliber 103/112 (11 1/2''') rechts.
Nun drehen wir das Werk um 180° und sehen die Werkseite (Bild 2) mit der Unruhe und dem Rubingelagerten Rotor. Wir entfernen den
Rotor (Bild 3 und Bild 4) und sehen das Automatikmodul aufgeschraubt auf dem Basiswerk. Wir lösen drei Schrauben und entfernen das
SA112-Modul (Bild 5). Die Breguet-Kupplung des automatischen Aufzuges (SA112) liegt bei 2 Uhr auf dem kleinen Kronrad.
Auf Bild 6 sehen wir die Unterseite von SA 112 und das Gegenstück des auf dem Kronrad liegenden Breguet-Kupplung. Nun demontieren
wir das SA 112 und sehen in das Innere des Moduls (Bild 7) , links ist das 1. Reduktionsrad (groß) und das 2. Reduktionsrad mit
federnder Sperrklinke zu sehen. Rechts sind die 2 Zahnräder des Wippenwechslers zu sehen. Jetzt können wir das Basiswerk demontieren.
Auf Bild 8 sehen wir das Basiswerk B 103/112. Links die Unruhe und darunter den Anker, in der Mitte das Gehwerk und rechts die
Aufzugsmechanik. Nun sehen wir auf Bild 9 das demontierte Werk. Nur die Räder des Gehwerkes sind noch in der Platine. Auf dem
Bild 10 läßt sich der Kraftfluss vom Federhaus bis zum Ankerrad verfolgen > Federhaus > Großbodenrad > Zwischenrad > Sekundenrad > Ankerrad.
An dem Ebauche-Stempel B 103/112 kann man sehen, daß es sich um ein eigenes Caliber handelt. Achtung die kleine Feder am
Aufzugsgesperr fliegt gerne im hohen Bogen auf nimmerwiedersehen hinweg.
Jetzt kann man das gesamte Räderwerk auf gesunde Zähne prüfen. Hier in diesem Fall ist die Ankerbrücke beschädigt. Ist mir leider
erst beim Zusammenbau aufgefallen. Die Ankerpaletten sind am Ankerrad vorbei gefallen. Der Ankergang funktionierte nicht korrekt.
Was tun? Das B 103/112 ist selten. Von einem B 91 habe ich einen kleinen Karton mit über 20 Schlachtwerken, aber von dem B 103/112
nur dieses eine.
Auf Bild 1 haben wir den Vergleich von 103 SA gegen 103/112. Dieses B 103 SA hatte ich schon angefangen als Ersatzteilspender
auszuweiden und der Ankergang war noch vorhanden. Das komplette Räderwerk (Gehwerk) der beiden Caliber ist austauschbar, also habe
ich den Anker und Kloben aus dem B 103 SA in das B 103/112 eingebaut und somit den Schaden behoben.
Es hat etwas für sich, einer Maschine, wie in diesem Falle unsere Bifora 103/112, mit vielen Gleichteilen zu versehen. Es spart
die kostenintensive Herstellung von Ersatzteilen und in unserem Falle konnte sich damals der Uhrenkäufer zwischen einer Uhr mit
Zentralsekunde, Kleiner Sekunde mit und ohne Kalender entscheiden um seinem Indvidualismus gerecht zu werden und ich habe heute
eine individuelle seltene Bifora-Automatic-Uhr.