Uhrwerk im Detail

Wer in den Aufbau und die Technik eines Uhrwerks eintauchen will, ist hier richtig.

Bifora Kaliber 116 - 1160 - 1160/1


116 flacher ohne Datum
1160 mit Datum (habe ich aber auch ohne Datum gefunden)
1160/1 mit Day-Date (Wochentag und Monatstag)
Caliber mit Kugellager im Rotor haben 25 Jewels und der Rotor ist auf der Welle angeschraubt und die Sichel zum Halten des Rotors entfällt.

Besonderheiten:
In die Platine integrierter automatischer Aufzug mit 3 federlosen Bifora-Klinkenrädern als mechan. Gleichrichter. Schnellverstellung des Datum nur bei 1160/1. unterschiedliche Schraubenlängen beachten. Antrieb des Sekundenrades mit 2 Zahnräder auf einer Welle. Sekundenzeiger mit langem Tubus.

Liebe BIFORA-Freunde !

Ich hatte die letzten Tage etwas Zeit und habe mich mit dem (ungeliebten?) Caliber 1160 befasst. 16 Stück haben sich im Laufe der Zeit bei mir angesammelt und einer Wiederinbetriebnahme geharrt. Als Freund der farbenfrohen 70er finden diese Modelle mein besonderes Interesse. Von den 16 laufen jetzt wieder 15 (pssst eins habe ich geschrottet).
Ich bin kein Uhrmacher sondern in einem Zementwerk für die Laborautomation mit einem Roboter gestützten System zuständig. Ich lerne aus try and error. Versuch und Irrtum. Mein alter Chef fragte mich einmal: Was ist Erfahrung ? Antwort: Die Summe aller Niederlagen, mein Junge!

Ich gebe meine Beobachtungen einfach mal an euch weiter, damit der nächste Neueinsteiger meine Fehler nicht alle Nachmachen muss. Lehrgeld wird aber jeder auf seine Weise zahlen müssen.
Meine bisherigen Erfahrungen bestanden aus der Instandsetzung von ETA-PUW-und Tissot-Caliber. Nun zu den festgestellten Mängeln an der 116er Familie.
Man beachte folgendes:
Meine Uhren sind von ebay oder Flohmarkt und haben schon ein Uhrenleben und diverse Reparaturen(Versuche) hinter sich. Die Krone mit Aufzugwelle hatte bei 10 Uhren keinen Halt mehr. Es ist mir 5x passiert, dass nach der Generalüberholung die (blöde) Welle nicht arretiert. Schuld ist der Winkelhebel, welcher beim einschieben der Welle ganz aus der Winkelhebelfeder springt und dann nicht mehr arretieren kann.
Das bedeutet: Werk wieder ausbauen, Zeiger und Zifferblatt wieder abheben und Datumsscheibe ausbauen. Die Uhr wird davon leider nicht besser. Ist die Platine im Bereich des Federhauses voll mit Öl, dann hatte der Vorgänger schon mit der Aufzugwelle seine Probleme.
Beim 1160/1 mit Day-Date kann das nicht passieren, wegen der Schnellkorrektur. Um dem Problem zu Begegnen, hilft nur die Aufzugswelle leicht ölen und den Knopf des Winkelhebels beim einschieben vorsichtig drücken, damit der Arretierstift über die Schräge (ölen)an der Aufzugswelle gleitet, das muss man beim einschieben fühlen.
Bevor Datumsring und Zifferblatt aufgesetzt werden, kann man schon mal üben und sehen was mit dem Winkelhebel passiert.

Nächstes Manko ist der Rotor ohne Kugellager. Er schleift meist in Höhe des Unruhklobens. Die Aufzugsleistung ist gegenüber einem PUW 1260 oder Tissot 784, bescheiden. Dafür dürfte die Welle des Bifora-Rotors niemals abbrechen. Auf dem Uhrenbeweger wird allerdings eine einwandfreie Aufzugsleistung erreicht. Hat man allerdings einen Rotor mit Kugellager gibt es keine Probleme.
Bei den ersten drei Caliber habe ich die Rotorwelle und die Welle des nachfolgende Reduktionsrad gefettet, danach habe ich auf Ölung umgestellt, weil ich meine, daß es dann leichter dreht. Für die Klinkenräder des automatischen Aufzuges habe ich keine Empfehlung. Ich lasse Sie nach der Reinigung mit Bremsenreiniger trocken laufen und prüfe lediglich die Funktion. Wie die Klinkenräder richtig zu behandeln sind, da müßen die Altvorderen-Biforatechniker ihren Rat geben.
Den Rotor lege ich nicht mehr in das Reinigungsbad, da sich der BIFORA-Schriftzug ablöst. Ich sprühe den Rotor nur mit WD 40 ab und lasse es abtrocknen. WD 40 löst den BIFORA-Schriftzug nicht.
Auf der Zifferblattseite der Platine ist noch eine kleine Feder (ovales Loch)zu beachten, welche gegen den Sperrhebel drückt, damit das Datum korrekt im Fenster erscheint. Die Feder springt gerne beim abheben der Deckplatte davon. Wird die Feder mit ½ g beschleunigt, legt diese in der ersten Sekunde 4-5 m zurück. Wohl dem der Augen hat, die dieser Feder folgen können. Die Schrauben der Deckplatte sind aus einer Butter-Käse-Legierung und sind meist von einem Vorgänger schon vermurkst, sieht auch niemand unter dem Zifferblatt.

Resumee:
Das BIFORA-Caliber 1160 ist nicht so wartungsunfreundlich wie ein GUB 75 oder die Datumsverstellung des PUW 1561. Bei den unterschiedlichen Schrauben, die fast gleich aussehen, hilft nur ein gutes Gedächtnis oder eine Zeichnung. Baut man die Schnellverstellung des Datum aus dem 1160/1 in das 1160 (sollte gehen) hat man keinen Ärger mit der Aufzugwelle, dazu den Rotor mit Kugellager, dann hat man für Jahre ein gutes Uhrwerk und ein ETA-Werk in der Swatch schlägt auch nur 21600 A/h.