Uhr des Monats

Im monatlichen Wechsel möchten wir Ihnen auch im Jahr 2024 unterschiedliche Bifora-Uhren aus den privaten Sammlungen unserer Vereinsmitglieder vorstellen.

April


Die letzte Entwicklungsstufe

Wir gehen weiter mit der Serie von BIFORA-Automaticuhren und für die Uhr des Monats April zeigen wir nun die letzte Entwicklungsstufe von BIFORA das Caliber 116. Auf dem Lastenheft stand eine Anhebung der Schlagzahl für bessere Gangwerte. Im Jahr 1971 war eine Amplitude von 21600 pro Stunde für Armbanduhren der Mittelklasse angesagt. Mit nur 4,85mm Bauhöhe ohne Kalender (B910=5,3mm) war das Werk auch recht flach, da das Gehwerk und der automatische Aufzug in einer Ebene und nicht übereinander liegen. Ein Problem fast aller damaligen Automaticwerke war der Rotor, dessen Achse (Stift) gerne mal abriss. Dem wurde hier mit einer breiten Achse begegnet, aber Hämmern, Kommpressern, Golfspielen oder Holzspalten mögen mechanische Uhren generell nicht. Das Werk-Bild 1160 mit abgenommenen Rotor zeigt deutlich wie Gehwerk, Aufzug und mechanischer Gleichrichter in einer Ebene liegen. Die Caliber B116 und B1160 sind von der Werkseite betrachtet baugleich.


März


Das Kuriosum

Die Uhr des Monats März hat es so wahrscheinlich nicht gegeben. Am Anfang stand der Wunsch eine BIFORA-Automatic mit kleiner Sekunde zu besitzen, leider habe ich auf Flohmärkten und ebay nichts gefunden. Selten taucht ein BIFORA-Handaufzug Caliber 910/1 mit Kalender und kleiner Sekunde auf, dann haben wir ein 11 ½ Linien Caliber und dieses passt in ein Automatic-Gehäuse. Genau so eine Uhr habe ich mit original Chesterfield-Schachtel, Werbung und Garantiekarte in neuwertigen Zustand erworben. Laut Garantiekarte in der ersten Septemberwoche 1974 hergestellt. Der verschraubte Boden ließ sich durch den gewölbten Boden einer Skin-Diver Automatic ersetzen, nun war Platz für den automatischen Aufzug gewonnen. Das BIFORA 910/1 Pfeilerwerk kann jetzt seine Vorzüge ausspielen. Die Handaufzugvariante ruht auf 5 Pfeilern und unterteilt sich auf die Gehwerkplatine mit 3 Pfeilern und die Handaufzugplatine mit 2 Pfeilern. Die Automaticvariante ruht mit der sogenannten ¾-Platine auf nur 3 Pfeilern. Auf Bild1 sehen wir oben Handaufzug und unten die Automatic ohne Rotor und Gleichrichter. Es wurden 2 Pfeiler entfernt und eine 910/1 Automatic geschlachtet, diese lieferte die benötigten Teile um die Chesterfield von Hand- auf Automaticaufzug umzubauen. Die ¾-Platine passte genau auf die 3 verbliebenen Pfeiler und das Gehwerk lief leichtfüßig, nichts klemmte. Das Federhaus samt Kronradaufzug und der Werkhalter stammen ebenfalls aus der Automatic. Es wurde nichts extra nachgefertigt, alle Teile sind original BIFORA. Das so entstandene BIFORA-Caliber 910/1 hat 20 Rubine und 2 Metalllager das fehlende 23. Lager ist auf der ¾-Platine für die Zentralsekunde und ohne Funktion da wir eine kleine Sekunde haben.


Februar


Universal-Werk: Bifora-Caliber 910

Für die Uhr des Monats Februar gehen wir weiter mit unserer Bifora-Caliber 910 Reihe. Da dieses Universal-Werk das mit der größten Stückzahl produzierte Automatic-Bifora-Caliber ist, wollen wir dem Uhrwerk eine größere Aufmerksamkeit widmen. Das Bifora-Caliber 910 ist ein Pfeilerwerk. Ein Pfeilerwerk ist grob gesagt zwei Metallplatten mit Bohrungen, in welche die Pfeiler eingesetzt werden. Mit diesen Pfeilern wird der Abstand zwischen den Metallplatten hergestellt und in diesem Zwischenraum wird das Federhaus und die Zahnräder mit Lagersteine eingesetzt. Das klassische Beispiel ist der uralte Wecker zum Aufziehen der früher auf dem Nachttisch stand. Allerdings ist bei dem B 910 keine Stiftankerhemmung, sondern eine ‘Schweizer Ankerhemmung‘ verbaut und die Federn sind aus hochwertigen (unbreakable) Nivaflex und Nivarox. Eine silberne Nickel- oder goldene Glucydur- Unruh und 23 Lagersteine sorgen für gute Gangwerte. Nach kurzem Serieneinsatz wurde das Caliber 910 modernisiert (u.a. größeres Federhaus) und als B 910/1 weiter produziert. Auf dem Bild des Caliber 910/1 ist die Pfeilerkonstruktion zu sehen. Die Gegenplatte ruht auf drei Pfeiler und Anker mit Unruh besitzen einen eigenen Kloben. Die Sekunde wird indirekt (SCI-Seconde au centre indirect) geführt. Das gezeigte Tauchermodell ist um 1972 oder später produziert und in einem hochwertigen Edelstahlgehäuse mit verschraubten Boden eingeschalt. Der Sekundenzeiger ist nicht original. Das Baujahr habe ich anhand der Farbgebung am Zifferblatt geschätzt. Nächsten Monat geht es mit einer Kuriosität der 910er Reihe weiter.


Januar


Automaticwerke Made in Schwäbisch Gmünd

Liebe BiFORA-Freunde, wir wünschen euch ein frohes, neues und glückliches Jahr 2024!
Wir fahren fort in unserer Reihe Automaticwerke Made in Schwäbisch Gmünd. Unsere Intension liegt nicht auf der Aussage, früher war alles besser, sondern wir dokumentieren nur den Werdegang der mechanischen Uhr bei der Firma BIFORA und hoffen Freunde für das Hobby ‘mechanische Uhr‘ zu gewinnen. Alles hat seine Zeit, deshalb werde ich auch immer einen Aspekt aus der Zeit der mechanischen Uhren Revue passieren lassen, letzten Monat waren das zum Beispiel die Trümmerfrauen. Im Monat Januar 2024 geht es weiter mit dem BIFORA-Caliber 910. Die BIFORA Automatic mit 23 Jewels ist unsere Uhr des Monats.
Anfang der Sechziger Jahre mit erstarken der Kaufkraft in der noch jungen BRD entstand der Wunsch nach einer preisgünstigen und in hohen Stückzahlen zu produzierenden Armbanduhr. Ein günstiges Stiftankerwerk kam für BIFORA nicht in Frage, deshalb wurde die Caliberfamilie 91 / 910 mit vielen Gleichteilen als Pfeilerwerk (günstig) entwickelt. Der Gehäuseboden wurde nicht mehr verschraubt, sondern mit der Dichtung am Gehäuse verpresst. So konnte man den Modetrends schnell und kostengünstig mit Handaufzug- und Automaticuhren folgen. Im Bild ist zu sehen wie die Mode vom runden zum viereckigen Gehäuse sich wandelte. Die Armbanduhr sollte Mitte der sechziger Jahre flach am Arm liegen und nicht dick auftragen. Das ist BIFORA mit den beiden gezeigten Modellen gut gelungen. In Schubladen, Dachböden und Kellern liegen wahrscheinlich noch viele dieser Exemplare und harren ihrer Auferweckung, oft ist nur das Öl verharzt. Das Caliber 91 ist ein dankbares Teil um die Instandsetzung einer mechanischen Uhr, selber zu erforschen, es ist millionenfach produziert und geht was kaputt findet sich auf Flohmärkten günstig (Lehrgeld) Ersatz. Literatur über die Instandsetzung der mechanischen Uhr findet sich im Internet. Im Februar gehen wir auf die Besonderheiten des Uhrwerks ein.